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Geschichte des Wichertschen Erbhofs
in Tolksdorf und seiner Bauern
Von Dr. Erich Hippler    15/18

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Seite 141

Gut bezeichnet. Als die Mehlsacker Eisenbahn gebaut wurde, mußte auch Anton 37,69 Ar an den Preußischen Eisenbahnfiskus durch Vertrag vom 14. 4. 1885 abtreten.

Anton Wichert der Jüngere 23) brach den Erbhof Nr. 7, der seit Bestehen mitten im Dorf gelegen war, ab und baute ihn, wie das als Folge der Separation des öfteren in ermländischen Dörfern geschah, in den ersten Jahren seiner Wirtschaftsführung „auf das Feld", jedoch in die Nähe des Dorfes, um nicht zu weit von der Kirche entfernt zu wohnen. Ihm rühmt man emsigen Arbeitsfleiß und besondere Fähigkeit im Drechseln nach. Sämtliche Geräte für die in damaliger Zeit so blühende häusliche Weberei, vom Spinnrad angefangen bis zum Webstuhl, waren das Werk seiner fleißigen Hände. Eine bis zuletzt gut erhaltene, rd. 100 Jahre alte Haspel, mit einem die Strähnen aufs genaueste anzeigenden Uhrwerk versehen, das nie versagt hat, legte mit ihrer drechlerischen Schönheit Zeugnis von seiner Kunstfertigkeit ab. Die Haspel war noch bis 1945 im Gebrauch, ein Beweis, daß auch in neuester Zeit auf dem Erbhof die Hausweberei lobenswerter-weise gepflegt wurde. Von der gediegenen Webearbeit jener Zeit erzählt ein Tischtuch, das die Ehefrau Antons des Jüngeren, Justina Krüger, als junges Mädchen zu ihrer Aussteuer gewebt hatte und das sich später im Pfarrhaushalt zu Lichtenau befand; bis zuletzt vollkommen unverletzt, galt es als unverwüstlich und erregte mit seinem „schneeichten Glanz" die Bewunderung der Kaffeegäste.

Die Ehe zwischen Anton d. Jüngeren und Justina war mit
8 Kindern, 2 Söhnen und 6 Töchtern, gesegnet. Die älteste, am
6. 11. 1851 geborene Tochter Auguste blieb unvermählt und starb am 31. 5. 1935 auf dem väterlichen Hof. Die zweite Tochter Barbara, geboren am 27. 1. 1853, erwählte den Ordensberuf und lebte als Mitglied des Ordens der Dominikanerinnen in Regensburg im Kloster zum Hl. Kreuz, wo sie am 16. 11. 1923 starb. Die dritte Tochter Rosa, geboren am 10. 11. 1854, reichte am 27. 11. 1878 dem Bauern Bernhard Schlesiger, Sohn des verstorbenen Bauern Martin Schlesiger und seiner Ehefrau Magdalena, geb. Bargel in Liebenau, ihre Hand zum Lebensbund. Sechs Jahre später, am 7. 10. 1884, trat die am 24. 8. 1856 geborene vierte Tochter Euphrosina mit dem Bauern Julius Krieger, Sohn des Altsitzers Valentin Krieger und seiner Ehefrau Magdalena, geb. Kuhn in Lotterbach, vor den Altar der Tolksdorfer Pfarrkirche (sie ist die Mutter von Studienrat Hugo Krieger). Die fünfte Tochter endlich, Amalia, geboren am 6. 2. 1860, blieb gleich ihrer Schwester Auguste unverehelicht und zog zu ihrer Schwester Euphrosina auf den Kriegersehen Bauernhof nach Lotterbach. Sie starb 50jährig am 27. 9. 1910 in ihrer Heimat.

23) Dieser Abschnitt ist bereits vor 1945 vielfach durch Pfarrer Leonhard Braun ergänzt.


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