Seite 132
fleißig
den Besatz des Hofes vermehrt hat, so können wir doch Andreas Wichert
zutrauen, daß auch er in seiner 23jährigen Wirtschaftszeit den Hof
tüchtig vorwärts gebracht hat. Jedenfalls konnte er am Ende seiner
Arbeitszeit auf einen Besatz blicken, der sich bei den Pferden mehr als
verfünffacht hatte, während sein Rindviehbestand sogar zehnmal so stark
war wie im Jahre 1660.
Die Bewirtschaftung des Hofes duldete
keine lange Trauerzeit, und so heiratete die Witwe am 26. 11. 1713 den
Schulzensohn Martin Reckwardt aus dem Nachbardorf Blumberg, dessen aus
Tolksdorf stammender Großvater Petrus Reckwart im Jahre 1634 in das
Schulzengut zu Blumberg eingeheiratet hatte 16). Acht Tage zuvor aber
schmückte sie sich mit ihrem Staatskleid und ihrer goldenen Mütze, ließ
die besten Pferde vor den beschlagenen Wagen spannen und fuhr mit den
beiden Vormündern ihrer Kinder, dem Schulzen Martin Schulz aus
Tolksdorf und dem Bauern Peter Wichert aus Hogendorf, sowie dem
Freimann Jacob Schulz aus Hogendorf nach Mehlsack aufs Schloß. Hier
setzte sie sich „mit Wissen und Willen des hocherlauchten und
hochwürdigsten Herrn Joannes Adalbertus von Hatten, Cantoren und
Domherrn von Ermland und Landprobsten auf Mehlsack" vor dessen Notarius
mit ihren beiden Kindern aus erster Ehe wegen des väterlichen Anteils
folgendermaßen auseinander 17):
Die Witwe behielt das vier
Zinshufen große Bauernerbe, mit Wintersaat wohl besät. Zum Besatz
verblieben darauf 11 Pferde, 20 Stück Rindvieh, 12 Schafe, 12 kleine
und große Schweine, 20 Gänse, 1 beschlagener und 3 Puffwagen, 2
beschlagene Schlitten, 4 Eggen, 2 Norgeln, 1 Kessel von einer Tonne, 2
große Kiewen nebst allem andern vorhandenen Hausgerät und
Ackergeschirr, „wie es immer benennet oder benamet sein kann oder mag",
alles für 700 Mark preußischer gangbarer Münze, von welcher Summe die
Schichtgeberin und die Kinder je die Hälfte erben sollten.
Zur
Ausweisung sollte die Käuferin 200 Mark erlegen und den Rest mit
jährlichen Erbgeldern von 50 Mark bis zur völligen Auszahlung,
beginnend 1714 auf Sankt Katharinae Tag, entrichten. Da die Mutter aber
„Vieh und alles über den Besatz hinaus" behielt, so versprach sie,
jedem ihrer Kinder für die Teilung 75 Fertonen oder 112 Mark und 10
Groschen zu geben. Überdies wurde den Kindern folgendes Ausgedinge
verschrieben: zur Verlobung und Hochzeit zusammen jedem 12 Sch. Gerste,
4 Sch. Korn, 1 Haupt - Rindvieh oder 27 Mark, 2 Schöppsen, 2 Schrotschweine, 8 fette Gänse, 15 Stof Hirsegrütze, 3 Mark zu Gewürz, frei Salz, Licht und Holz.
Die
Tochter Gertrud sollte ferner erhalten: zur Kleidung 100 Mark, zur
Mütze 15 Mark, zur Mitgabe ein Pferd oder 40 Mark, 1 Kuh oder
16) Der Vater Martins (getauft am 2. 11. 1679) hieß gleichfalls Petrus, seine Mutter Dorothea war eine geborene Poll aus Blumberg. 17) Ingrossationsbuch des Kammeramts Mehlsack 1712-1730, S. 83 f.
|
|