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Geschichte des Wichertschen Erbhofs
in Tolksdorf und seiner Bauern
Von Dr. Erich Hippler    6/18

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Seite 132

fleißig den Besatz des Hofes vermehrt hat, so können wir doch Andreas Wichert zutrauen, daß auch er in seiner 23jährigen Wirtschaftszeit den Hof tüchtig vorwärts gebracht hat. Jedenfalls konnte er am Ende seiner Arbeitszeit auf einen Besatz blicken, der sich bei den Pferden mehr als verfünffacht hatte, während sein Rindviehbestand sogar zehnmal so stark war wie im Jahre 1660.

Die Bewirtschaftung des Hofes duldete keine lange Trauerzeit, und so heiratete die Witwe am 26. 11. 1713 den Schulzensohn Martin Reckwardt aus dem Nachbardorf Blumberg, dessen aus Tolksdorf stammender Großvater Petrus Reckwart im Jahre 1634 in das Schulzengut zu Blumberg eingeheiratet hatte 16). Acht Tage zuvor aber schmückte sie sich mit ihrem Staatskleid und ihrer goldenen Mütze, ließ die besten Pferde vor den beschlagenen Wagen spannen und fuhr mit den beiden Vormündern ihrer Kinder, dem Schulzen Martin Schulz aus Tolksdorf und dem Bauern Peter Wichert aus Hogendorf, sowie dem Freimann Jacob Schulz aus Hogendorf nach Mehlsack aufs Schloß. Hier setzte sie sich „mit Wissen und Willen des hocherlauchten und hochwürdigsten Herrn Joannes Adalbertus von Hatten, Cantoren und Domherrn von Ermland und Landprobsten auf Mehlsack" vor dessen Notarius mit ihren beiden Kindern aus erster Ehe wegen des väterlichen Anteils folgendermaßen auseinander 17):

Die Witwe behielt das vier Zinshufen große Bauernerbe, mit Wintersaat wohl besät. Zum Besatz verblieben darauf 11 Pferde, 20 Stück Rindvieh, 12 Schafe, 12 kleine und große Schweine,
20 Gänse, 1 beschlagener und 3 Puffwagen, 2 beschlagene Schlitten, 4 Eggen, 2 Norgeln, 1 Kessel von einer Tonne, 2 große Kiewen nebst allem andern vorhandenen Hausgerät und Ackergeschirr, „wie es immer benennet oder benamet sein kann oder mag", alles für 700 Mark preußischer gangbarer Münze, von welcher Summe die Schichtgeberin und die Kinder je die Hälfte erben sollten.

Zur Ausweisung sollte die Käuferin 200 Mark erlegen und den Rest mit jährlichen Erbgeldern von 50 Mark bis zur völligen Auszahlung, beginnend 1714 auf Sankt Katharinae Tag, entrichten. Da die Mutter aber „Vieh und alles über den Besatz hinaus" behielt, so versprach sie, jedem ihrer Kinder für die Teilung 75 Fertonen oder 112 Mark und 10 Groschen zu geben. Überdies wurde den Kindern folgendes Ausgedinge verschrieben: zur Verlobung und Hochzeit zusammen jedem 12 Sch. Gerste,
4 Sch. Korn, 1 Haupt - Rindvieh oder 27 Mark, 2 Schöppsen,
2 Schrotschweine, 8 fette Gänse, 15 Stof Hirsegrütze, 3 Mark zu Gewürz, frei Salz, Licht und Holz.

Die Tochter Gertrud sollte ferner erhalten: zur Kleidung 100 Mark, zur Mütze 15 Mark, zur Mitgabe ein Pferd oder 40 Mark, 1 Kuh oder

16) Der Vater Martins (getauft am 2. 11. 1679) hieß gleichfalls Petrus, seine Mutter Dorothea
     war eine geborene Poll aus Blumberg.
17) Ingrossationsbuch des Kammeramts Mehlsack 1712-1730, S. 83 f.
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