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Rudolf Johann Heinrich
Wichert
Als Matrose der SMS Emden
1914
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Rudolf Johann Heinrich Wichert Emden in Marineuniform mit
türkischem Fez, Eisernem Kreuz,
türkischem
Halbmond und türkischer
Tapferkeitsmedaille 1915. |
Rudolf Wichert-Emden ist am 9. Februar 1894 in Mainz als Sohn des
Vizefeldwebels und späteren Eisenbahnsekretärs Rudolf
Adolf Wichert und seiner Ehefrau Katharina Schild geboren. Seine Jugend
verlebte er in Wetter und dann in Hagen in Westfalen. In
Familientradition wird überliefert, dass Rudolf Wichert ein
eifriger Gerstäcker - und Karl May – Leser war,
worauf man seine Abenteuerlust zurückführte und
solche Bücher später aus den
Bücherschränken der Familie Wichert verbannte. Rudolf
Wichert sollte von seinem Onkel, Peter Schild, der in den USA eine Farm
besaß und der nur 2 Töchter hatte, adoptiert werden
und den landwirtschaftlichen Betrieb bei Seattle übernehmen.
Um sich auf den „Wilden Westen“ einzustimmen
veranstaltete er mit Brüdern und Freunden
Schießübungen auf dem Dachboden des Hagener
Bahnhofs, wobei der Zylinder seines Vaters als Ziel benutzt wurde. Als
Junge soll er unter fahrenden Rheinschiffen hergetaucht sein. Mehrere
Reisen in die Niederlande zu einer Familie, die Arrakschiffe aus der
Südsee nach Europa fahren hatte, und bei der seine Tante
Hausdame war, verstärkten seinen Wunsch, Abenteuerreisen zu
machen. Zu Beginn des 1. Weltkrieges 1914 war er Eisenbahnpraktikant.
Er meldete sich zur Marine und machte eine Ausbildung als
Funker und wurde auf dem Kreuzer Emden als Funken-Gast
eingesetzt. Er machte von Anfang des Krieges an die Kaperfahrten der
Emden mit. Am 9. November 1914 gehörte er als einer der beiden
Funkengasten, die mit zu dem Landungszug ausgewählt waren, der
von der Emden, die in Port Refuge, einem durch die Korallenriffe
Keelings gebildeten Hafen lag, mit einer Dampfpinasse und zwei Kuttern
nach Direktion Island übersetzen sollten, um dort 3
Telegrafenkabel, die nach Mauritius, Perth und Batavia
führten, zu zerstören. Damit konnte die letzte
Verbindung von Großbritannien nach Australien unterbrochen
werden. Der Landungszug, bestehend aus drei Offizieren, sechs
Unteroffizieren und einundvierzig Mann legte den Funkmast nieder und
stellte die Codebücher für die
verschlüsselte Kommunikation sicher. „Wir hatten
sehr bald einige kräftige Äxte aufgetrieben, und im
nächsten Augenblicken flogen Morseschreiber,
Tintenfässer, Tischbeine, gekappter Kabelenden und
ähnliches im Raum herum. Lautete der Befehl doch,
gründliche Arbeit zu tun“, schreibt
Kapitänleutnant von Mücke, der das
Landungsunternehmen befehligte. Während des Inselaufenthaltes
sah die Landungsmannschaft, wie der Kreuzer Emden in ein Gefecht mit
dem überlegenen australischen Kreuzer Sidney geriet, stark
beschossen und in Teilen zerstört und dann von deutschen
Kommandanten auf ein Korallenriff gesetzt wurde. Damit war die
Landungsmannschaft auf sich selbst angewiesen und nahm das Segelschiff
„Ayesha“, das den Namen nach der Lieblingsfrau des
Propheten Mohammed trug, für das Deutsche Reich in Beschlag.
Da das Segelschiff nur für eine Mannschaft von 5 Mann und 1
Kapitän vorgesehen war, ergaben sch für die 49 Mann
des Landungsunternehmens Unterbringungs- und Versorgungsprobleme. Am
10. November 1914 stach die Ayesha in See und erreichte am 27./28.
November Padang auf Sumatra, von wo sie nach kurzer Zeit nach
Übernahme von Wasser und Proviant wieder in See stach. Am 16.
Dezember wurde die Ayesha durch die Mannschaft versenkt, die
Landungsmannschaft stieg auf den Dampfer Choising über mit dem
man dann schließlich in den Golf von Aden fuhr. Mit Schiff,
Eisenbahn, sowie in Fußmärschen erreichten die
Marinesoldaten die Serail-Spitze in Konstantinopel, wo ein Empfang
durch Admiral Souchon und Enver Pascha stattfand. Die Mannschaft fuhr
mit der Eisenbahn nach Deutschland, während Rudolf Wichert in
der Türkei blieb um als Schiffsfunker türkische
Funker in die von Telefunken gelieferten Funkanlagen einzuweisen. Die
Türkei war im 1. Weltkrieg Waffengeführte des
Deutschen Reiches und erhielt von Deutschland Wehrmaterial. Am
3.12.1915 erhielt der Zerstörer Yar-Hissar, auf dem
Oberfunkertelegraphen Gast Wichert nahe der Serailspitze im Marmarameer
in der Nähe der Dardenellen die Funktechnik demonstrierte,
einen Torpedotreffer eines englischen Kriegsschiffes und wurde dadurch
versenkt.
Rudi Wichert erhielt das Eiserne Kreuz, den türkischen
Halbmond und die türkische Tapferkeitsmedaille. Weiterhin
erhielt er mit der Mannschaft der Emden den vererblichen, an den Namen
anzuhängenden Titel „Emden“ und wurde in
das „Heldenbuch“ zu Ehren der im Weltkrieg
1914-1918 gefallenen Söhne der Stadt Hagen auf Seite 248
eingetragen.
Im Familienarchiv Wichert in Durbeke, Altenbeken, befinden sich
Tagebücher von Rudolf Wichert, Reproduktionen von Bildern der
Ayesha und der Emden sowie zahlreiche Briefe, Dokumente und Orden.
Literatur:
Heldenbuchkommission der Stadt Hagen im Kyffhäuserbund
(Hrsg.): Heldenbuch zu Ehren der im Weltkriege 1914-1918 gefallenen
Söhne der Stadt Hagen. Hagen, Kommissionsverlag Otto
Hammerschmidt, 1936.
Mücke, Hellmuth von: Ayesha. Neubearbeitete und erweiterte
Auflage. Berlin, August Scherl Cop. 1926.
Raeder, E.: Der Kreuzerkrieg in den ausländischen
Gewässern = Der Krieg zur See 1914 -1918. Erster Band: Das
Kreuzergeschwader. Berlin, Mittler & Sohn 1922.
Witthoeft, R.: Unsere Emden. Erlebnisse auf den Kaperfahrten im Jahre
1914. Berlin, Reimar & Hobbing Cop. 1926.
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