WICHERT, Carl, geb. 10. Mai 1843 in
Königsberg, gest. 18. Juni 1921 in Nauheim, besuchte Gymnasium
und Provinziale Gewerbeschule seiner Vaterstadt und studierte
das Maschinenbaufach in Berlin. 1872 trat er als Kgl.
Eisenbahnmaschinenmeister in den höheren Staatsdienst ein und
wurde drei Jahre später von Bromberg, wo er das
maschinentechnische Bureau der dortigen Eisenbahndirektion
geleitet hatte, in das Ministerium für Handel, Gewerbe und
öffentliche Arbeiten berufen. 1879 zum
Eisenbahnmaschineninspektor befördert, trat er hierauf zum
Betriebsamte der Berliner Stadt- und Ringbahn über. Dank
Wicherts Tätigkeit konnte die Stadtbahn im Jahre 1881 dem
Betrieb störungslos übergeben werden.
1883 kam Wichert als Eisenbahndirektor zur
Eisenbahndirektion Berlin, wo er innerhalb sechs Jahren
Gelegenheit fand, seine hervorragenden Kenntnisse nutzbringend
zu verwerten. Um die Einrichtung und Ausstattung der
Personenwagen, die Einführung der automatischen Luftdruckbremse
(System Carpenter, dann Westinghouse und zuletzt Kunze-Knorr)
und die einheitliche Regelung des Werkstätten- und
Betriebstoffwesens hat er sich äußerst verdient gemacht. Ferner
stellte er die für den Eisenbahnverkehr so bedeutungsvollen
Untersuchungen über Reibungskoeffizienten zwischen Rad und
Schiene an. 1907 wurde Wichert, inzwischen zum Oberbaudirektor
ernannt, mit der Leitung des Maschinenwesens, das nunmehr von
der Bauabteilung getrennt wurde, betraut. In Anerkennung seiner
Verdienste um die Ausbildung des deutschen
Eisenbahnmaschinenbaues ernannte ihn die Technische Hochschule
zu Berlin zum Dr.-Ing. E. h. im Jahre 1906.
Außerhalb seiner Tätigkeit war Wichert
ordentliches Mitglied der Akademie des Bauwesens, lange Jahre
hindurch Vorsitzender des Vereins deutscher Maschineningenieure
und zuletzt Abteilungsvorsteher im Technischen Oberprüfungsamt.
ETZ27 (1906) S. 294; Organ (1919) S. 375; Ztg. d. Vereins
deutscher Eisenbahn-Verwaltungen l (1918) S. 420. Be.
Quelle: Conrad Matschoss, Männer der Technik, VDI-Verlag
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