Startseite Menü - Ahnenforschung eMail an die Interessengemeinschaft Gästebuch


Montau


Montau

Aus "Mennonitischen Lexikon, Dritter Band,
Verlag Heinrich Schneider, Karlsruhe (Baden) 1958

Mennoniten-Gemeinde in Westpreußen bei Neuenburg (Kreis Schwetz). 
Sie besteht laut Urkunde, die zur sicheren Erhaltung im Staatsarchiv in Danzig unter Montau 358 Nr. 123-137 aufbewahrt wird, seit dem 2. Februar 1568. An diesem Tage haben holländische Mennoniten Thomas und Peter Jansen, Bernhard von Rho, Bernhard von Baygen, Andreas Unrau und ihre Gesellen und Verwandten, wie es im Vertrage heißt, den Pachtvertrag mit dem Hauptmann Hans Dulzkym auf Roggenhausen geschlossen; er umfaßte die Ortschaften Montau und Sanskau in Größe von 50 clm. Hufen.
Von hier aus scheint die Ansiedlung in der Schwetz-Neuenburger Niederung vor sich gegangen zu sein. Aus der erwähnten Urkunde ist die Abstammung der Mennoniten aus Holland ersichtlich. Hinweise hierauf finden wir besonders in manchen alten Wohnhäusern holländischer Bauart, in denen sich alte holländische Bibeln erhalten haben. Auch soll noch im 18. Jahrhundert holländisch gepredigt worden sein. Sämtliche Mennoniten dieser Niederung sind Friesen gewesen. Später, als die Mennoniten sich über die ganze Niederung verbreiteten, ist noch zu Obergruppe im Jahre 1776 ein Bethaus als Filiale erbaut worden.
Auch später sind noch einige Einwanderungen aus Holland erfolgt. Als erster Ältester der Gemeinde Montau kann wohl Hilchen Schmidt gelten, der im Auftrage der Gemeinde Haarlem 1588 den Ältesten Quirin van der Meulen in Danzig von seinem Amte absetzte.

Wann die erste Kirche erbaut ist, ist nicht klar ersichtlich. Doch hat laut Urkunde im Jahre 1586 schon ein Bethaus bestanden. Die Gemeinde besitzt jetzt zwei massive Kirchen, die eine in Montau mit einem kleinen Turm und Uhr, im Jahre 1898 erbaut, die andere in Gruppe ebenfalls massiv ohne Turm, im Jahre 1865 erbaut.

Im Jahre 1869 trennte sich die Ober-Grupper Gemeinde von der Montauer ab. 
Sie duldete nicht mit der Waffe dienende Mitglieder, während die Montauer Gemeinde sie nicht ausschloß. Im Jahre 1920 sind beide Teile wieder zusammengetreten unter dem Namen Mennonitengemeinde Montau-Gruppe.

Das Kirchenbuch wird seit dem 17. Jahrhundert geführt. Ein eigenes Archiv besitzt die Gemeinde nicht, läßt aber wichtige Urkunden im Staatsarchiv in Danzig aufbewahren.
In der Ortschaft Gruppe hat die Gemeinde ein Armenhaus.
Ein Gemeindevermögen von über 300.000 Mark als Fonds zur Besoldung eines Theologen fiel 1923 der Inflation zum Opfer. Die Gemeindeglieder sind zum größten Teil Landwirt, doch sind auch Gewerbetreibende und Kaufleute unter ihnen. Die Gemeinde zählte (1939) etwa 450 Seelen in 16 Ortschaften und in den Städten Graudenz und Neuenburg.
Als die Gemeinde von 1918-1939 zu Polen gehörte, sind einige Ausweisungen von Mitgliedern vorgekommen, die Reichsdeutsche waren und solcher, die nach 1908 ansässig geworden sind und deshalb nach dem Versailler Vertrag das Land verlassen mußten, auch haben freiwillige Auswanderungen stattgefunden, so daß die Mitgliederzahl sich um mehr als 100 verringerte. Wohl haben Übertritte aus der evangelischen Kirche stattgefunden, doch haben sie nicht die fehlende Zahl ersetzt.

Die Gemeinde besitzt seit 1895 Korporationsrechte und ist der Konferenz der Westpreußischen Mennonitengemeinden angeschlossen.

Lit.: L. Stobbe, Montau-Gruppe.
Ein Gedenkblatt an die Besiedlung der Schwetz-Neuenburger Niederlassung, 1918.
G. Kopper

Menü - Personen